Trost

Pastorin Dr. Wiebke Bähnk, Ev.-luth. Innenstadtgemeinde Itzehoe

Für die christlichen Gemeinden beginnt die Karwoche. Am Ende stehen der Karfreitag, das Kreuz, an dem Jesus Christus stirbt.

“Er weiß, wie es mir geht”, sagt der Mann und nickt zu dem kleinen Bronzekreuz hinüber, das auf dem Nachttisch neben seinem Krankenhausbett liegt. “Das tröstet mich.” Getröstet zu werden ist eines unserer Grundbedürfnisse. In persönlichen Krisen, in Krankheit, im Sterben, angesichts von Leid und Not in der Welt. Den einen trösten mitfühlende Worte, ein Arm um die Schulter, ein offenes Ohr, die andere eine warme Suppe, die die Nachbarin ihr vorbeibringt. Oder der Blick auf das Kreuz.

Für die christlichen Gemeinden beginnt die Karwoche. Am Ende stehen der Karfreitag, das Kreuz, an dem Jesus Christus stirbt. Am eigenen Leib erleidet er Einsamkeit, Angst, Verrat, Schmerzen, das Sterben. Wie kann in diesem furchtbaren Geschehen ein Trost liegen? “Denk’ nach, Oskar. Wem fühlst du dich näher? Einem Gott, der nichts fühlt, oder einem Gott, der Schmerzen hat?” So wird der zehnjährige, krebskranke Oskar in Eric-Emmanuel Schmitts Buch “Oscar und die Dame in Rosa” gefragt. “Einem, der Schmerzen hat, natürlich”, antwortet er. “Aber wenn ich er wäre, würde ich mich um die Schmerzen drücken.” “Niemand kann sich um Schmerzen drücken. Weder Gott noch du”, antwortet Madame Rosa ihm.

Getröstet zu werden, heißt nicht, dass Leid und Schmerzen einfach aufhören. Aber es heißt zu erfahren, dass jemand treu bei dir bleibt, auch wenn es dir schlecht geht. Dass Gott bleibt, dafür steht das Kreuz. Weil nach dem Karfreitag Ostern kommt, weil der, der am Kreuz leidet, ins Leben aufersteht, steht das Kreuz auch für die Hoffnung. Hoffnung tröstet. Aber wo sie im Leid vielleicht nur schwer Wurzeln schlagen kann, da ist es schon tröstlich, wenn ich erfahre, dass jemand bei mir aushält und bleibt.

Pastorin Dr. Wiebke Bähnk, Innenstadtgemeinde Itzehoe

Veröffentlicht am Fr 22.03.2024